Wie ich beim Schreiben meines Romans zum Thema ‚Maya’ gekommen bin

Ursprünglich wollte ich einfach schreiben, etwas Bleibendes schaffen, und das mit Leichtigkeit. Anstrengende Recherchen gehörten nicht zu meinem Konzept. Doch war da noch eine andere Motivation in mir: Ich wollte die Maya-Kultur in ihrem ganzen Reichtum darstellen und die allgemein nur oberflächlichen Kenntnisse über die Maya dem interessierten Leser in Roman-Form näher bringen. Oder kennen Sie Touristen, die sich vor einem Strandurlaub in Playa del Carmen oder Cancun mit den Maya beschäftigen? Viele stehen dann doch plötzlich vor den mythischen Ruinen und verstehen nicht, wovon die alten Steine sprechen. Und es gibt doch kaum ein schöneres Erlebnis, als ein Buch am Ort des Geschehens zu lesen und gleichzeitig Wichtiges über eine fremde Kultur zu lernen.


Die Maya waren mir seit einem Besuch einer einsamen Mayapyramide im Süd-Osten Yukatans plötzlich ans Herz gewachsen: Ich saß auf der höchsten Pyramide der Anlage, um mich herum weit in den Himmel ragende Bäume, die nur vereinzelt Strahlen der Sonne durch ihr Blätterwerk dringen ließen. Vögel zwitscherten in der Ferne und um mich herum gab es eine Stille, die gleichzeitig zu dröhnen schien - und da spürte ich es: Dieses Gefühl, dass mich wissen ließ, dass es in meinem Leben und für mich persönlich mehr mit den Maya auf sich hat.


Das muss im Jahre 2002 gewesen sein, so genau kann ich es nicht mehr einordnen. Es dauerte dann noch einige Monate, bis ich meine ersten Schreibblockaden und technischen Probleme überwand (davon in einem anderen Blog-Beitrag) und schließlich merkte, dass es mit einfachem Dahin-Schreiben nicht getan sein würde. Ich kaufte mir ein Spanisch-Maya Wörterbuch, um die Namen und Sprache besser zu verstehen, besorgte mir weitere Literatur und stöberte auf den Seiten von Wikipedia. Doch wie ich schnell bemerken musste, reichte das nicht, denn besonders das Internet ist gefüllt mit wenig Recherchiertem. Es gibt unzählige Websites über die Maya, aber keine ging in die von mir erwünschte Tiefe. Ich wollte die Mythen der Maya kennenlernen und mir historisches Wissen über diese wunderbare Zivilisation aneignen. Jede kleinste Nachricht über die Maya wurde von mir gesammelt und ich besuchte viele Museum, von denen es sehr gut sortierte auf Yukatan gibt. Irgendwann konnte ich zwischen seriösen und nicht so seriösen Büchern unterscheiden. Ich lernte die Imperatoren beziehungsweise Könige (die sogenannten K’ul Ahau) der Hochkulturen kennen und wusste bald, wie eng sie mit den Göttern in Verbindung standen (so war der späte Herrscher Quetzalcoatl nicht nur Mensch, sondern auch Gott). Schließlich stieß ich auf die gut erforschte Geschichte Copáns im jetzigen Honduras, die mir reichlich Material und potenzielle Intrigen zu bergen schien. Guter Stoff für die historischen Kapitel meines Romans.


Die Geschichte der Maya erzählt die Geschehnisse aus Sicht der Herrscher - ich wollte aber als Autor auch die einfachen Menschen zu Worte kommen lassen. Und so bildete sich bald die Idee des Mädchen Ch’i Báab heraus, einer Weberin, die ihre eigene Geschichte erzählt: Die Geschichte einer jungen Frau, die ihrem Mann, einem Händler, auf seinen Reisen folgt, und ein eher simples und eindimensionales Verständnis ihrer eigenen Kultur besitzt.


Die Maya hatten eine wunderbare Vorstellung der Seele: Die unsterbliche Seele, der Way, ist für das spirituelle Wachstum verantwortlich. Von ihm als Quelle werden irdische Seelen inkarniert, die weltliche Erfahrungen sammeln sollen. Ch’i Báab ist folglich so eine Seele, die in engem Kontakt zu einer anderen inkarnierte Seele des gemeinsamen Way steht: Chiara, eine junge Frau aus Hamburg, die nach dem Tod ihres besten Freundes aus ihrem Leben fliehen möchte. Doch eine Flucht vor Lebensthemen ist niemals funktional und so gelangt sie über den Way in eines ihrer früheren Leben, das sie als Ch’i Báab gemeistert hatte. Mit Hilfe einer Heilerin lernen beide die Wunder des Universums kennen und verstehen. Der Spiegel aus Chiaras neuem Zuhause auf Yukatan wird zu ihrem verbindenden Symbol.