Was haben ‚paradoxe Geschehnisse’ mit Reife, den Maya und Raumzeit zu tun?

Erst einmal wollen wir uns den Begriff ‚Paradox’ anschauen. Geschrieben in einem Word-Dokument, schlägt Microsoft die Synonyme merkwürdig, abstrus, absurd, widersprechend, verrückt, abwegig und eigentümlich vor - allesamt negativ belegte Worte. Erst am Ende der Liste erscheint erstaunlich.

Im Vergleich dazu ist Wikipedia natürlich um einiges wissenschaftlicher, definiert den Begriff aber ebenfalls auf unterschiedliche Weise. Für meinen Maya-Roman passt jedoch die Definition „Paradoxon ist ein scheinbar oder tatsächlich unauflösbarer Widerspruch“ am besten.

Weiter heißt es bei Wikipedia: „Phänomene und Fragen, die dem menschlichen Verstand bzw. der Intuition widersprechen. Hierzu gehört beispielsweise die alte Frage nach der Endlichkeit bzw. Unendlichkeit von Raum und Zeit…“

Mit dieser Betrachtung sind wir gleich bei einem der zentralen Thema des Romans ‚Zeit’ angekommen: Möchte man Zeit festhalten, so rast sie dahin. Einem Kind, das sehnsüchtig darauf wartet, ins Weihnachtszimmer gelassen zu werden, kommt Zeit hingegen unendlich langsam vor… Uns Menschen scheint es beim Erleben von Zeit also zweitrangig zu sein, dass man sie messen kann, denn das persönliche Empfinden wiegt um so vieles mehr. Und wirklich zu messen ist Zeit übrigens auch gar nicht: Die Taktung von Zeit ändert sich nämlich mit der Geschwindigkeit im Raum. Zeit, als Dimension, ist an die Raum-Dimension gebunden, wie wir seit Albert Einsteins Relativitätstheorie und der Entdeckung der Raumzeit wissen. Das aber nur nebenbei (mehr dazu: siehe Blog vom 21. November 2012).

Werfen wir den Blick nun auf die paradoxen Geschehnisse, wie sie in meinem Maya-Roman vorkommen: Die Protagonistin Chiara reist zurück in der Zeit und findet sich bei den Maya wieder. Alles erscheint so wirklich und dennoch bleiben ihr nach der Rückkehr ins eigene Leben kaum Erinnerungen, nur Symbole, mit denen sie wenig anzufangen weiß, denn es mangelt ihr noch an einem spirituellen, ganzheitlichen Verständnis der Welt. Erst trübt diese Ungewissheit Chiaras Stimmung, möchte sie doch Beweise für ihre Erlebnisse haben. Im Laufe der Geschichte lernt sie, mit dem Paradoxon von Unmöglichkeit und intuitiver Gewissheit zu leben und beide Phänomene einfach nebeneinander stehen zu lassen. Sie erlangt ein tiefes Vertrauen in den Sinn des Lebens und die Zeichen, die ihr gesandt werden – und die sie zunehmend zu deuten weiß. Allein diese Gelassenheit macht sie immer stärker und unterstützt sie in ihrem Reifeprozess (An dieser Stelle möchte ich nochmals betonen, dass mein Roman nicht esoterischer Natur ist, denn esoterische Interpretationen der Welt oder der Wissenschaften unterliegen meiner Meinung nach der Gefahr, sich von unserer Welt abzuwenden und den Bezug zu unserem Leben auf der Erde zu verlieren. Im Gegensatz hierzu hat ganzheitliche Spiritualität immer etwas mit Materie, Geist und Seele zu tun, und wird nie einen Bereich zugunsten eines anderen opfern, so wie es die Esoterik gerne tut.).

Noch einmal zurück zu Wikipedia, wo es heißt: „Auch unter den Phänomenen, welche die moderne Quantenmechanik thematisiert, zeigen viele eine Art von paradoxer Natur.“ Und als Beispiel wird unter anderem das Messproblem der Quantenmechanik genannt: „Messergebnisse sind im Allgemeinen nur statistisch vorhersagbar“ (siehe wieder den Blog-Beitrag vom 21. November 2012 mit einem Ausschnitt aus meinem Roman, in dem die Natur eines Quantums erklärt wird). In meinem Roman geht es in diesem Zusammenhang um die ‚viele Welten Theorie’, die sich Chiara von einem Physiker erklären lässt. Dabei gehen die Gedanken mit der Protagonistin durch und sie phantasiert, wie sie die Wissenschaft für ihre eigenen Zwecke interpretieren könnte. Erst im Laufe des Romans und ihren Zeitreisen, die sie immer tiefer in die Kultur der Maya eintauchen lassen, beginnt die Protagonistin Chiara zu verstehen, dass sie auch ohne Beweise und Wissenschaft von den Widersprüchlichkeiten ihres Lebens profitieren kann: Indem sie diese Widersprüche akzeptiert, wachsen ihre Erlebnisse zu etwas Größerem heran.

Die Maya in Guatemala, Honduras und Mexiko wissen von den verschiedenen Bewusstseinsebenen, die sie in ihrer Entstehungsgeschichte in Form der aufeinander aufbauenden Weltzeitalter versinnbildlichten. So wurde jedes Weltzeitalter-Ende von Zerstörung begleitet, genau auf die Art und Weise, wie in den Prophezeiungen geschildert wird. Jedoch kam es nie zu einer vollkommenen Vernichtung oder einem Weltuntergang. Auch nennen die Maya-Prophezeiungen kein genaues Datum. Morgen, am 21. Dezember 2012, findet die Vollendung des 13. Baktuns (Longcount oder Lange Zählung) unseres jetzigen, vierten Weltzeitalters statt – das ist wissenschaftlich recht genau berechnet worden. Vielleicht aber - und das wird jeder für sich selbst spüren müssen - beginnt diese Tage, Wochen oder Monate auch ein neues, bewussteres Weltenalter, so wie es in den Mythen der Maya bereits geschah und wieder geschehen wird. Übrigens: Auch die Vorstellung der Maya über ihre Welt (die Unterwelt Xibalbá, die Zwischenwelt der Menschen und die Götter-Himmel) spiegelt nichts anderes als die Darstellung unterschiedlicher Bewusstseinsebenen wider. Die Zeit und das Werden im Leben der Maya waren somit eng an Bewusstsein gekoppelt.

Die Botschaft, die ich meinen Lesern übermitteln möchte: Erlebnisse aller Art sollten ernst genommen werden, egal, auf welcher Bewusstseinsebene (Träume, Visionen, Intuitionen, spontane Gedankenblitze oder Wirklichkeit) sie stattfinden, denn sie gehören immer zu dem Menschen, der sie erlebt. Und deshalb gehören sie zu seiner Wirklichkeit, auch wenn diese unerklärlich erscheint.

Wer dies erkennt, wird das Wunder unserer Welt und das Wunder seines eigenen Lebens kennenlernen dürfen, anstatt sogenannte unangenehme oder unlogische Ereignisse als störenden Klotz am Bein zu erleben. Wer dies erkennt, kann die Welt dort draußen als eine persönliche Quelle der Heilung erleben, als einen Spiegel, der das zeigt, was jeden einzelnen persönlich betrifft. Und jeder kann, wenn er nur möchte und den Mut dazu besitzt, auf diesem Wege einen tiefen Glauben in sich selbst entstehen lassen, eine eigene Philosophie (unabhängig von vorgebeteten Religionen), die seelische Reife generieren kann. Jeder Mensch ist für den eigenen Grad an Bewusstsein und seine eigene wunderbare Legende verantwortlich. Jeder kann dazu beitragen, beides wachsen zu lassen (nichts anderes hat auch Jesus Christus gelehrt und mit seinem Glauben an Wunder und Wunderheilungen vorgelebt). Jeder Mensch ist dafür verantwortlich, die Wunder unserer Welt Wirklichkeit werden zu lassen.

Durch Bewusstheit und Akzeptanz fangen die Paradoxien des Lebens an, zu existieren. Und darin liegt das eigentliche Wunder: Wir sind die Schöpfer unserer Welt und somit eines neuen Weltzeitalters auf einer höheren Bewusstseinsebene - auch, wenn dies in der Zukunft nie wissenschaftlich belegt werden wird.