der Weltenbaum der Maya: Wakah Chan

 

 

 


[Wakah Ka:n]


,Aufgerichteter Himmel’ oder wörtlich: ‚sechs Himmel’ oder ‚erhobener/errichteter Himmel’, wobei Chan auch die Bedeutung von Schlange hat.


Der Wakah Chan ist der Weltenbaum, Zentralachse der drei Weltenebenen, um die sich alles dreht. Er gilt als fünfte Himmelsrichtung, dem Verbindungsweg zwischen natürlicher und übernatürlicher Sphäre, und existiert in allen drei Stufen des Seins zugleich (Traum/Vision, Wachzustand und göttliche Erleuchtung). Seine Wurzeln reichen bis in die Wasser der neunschichtigen Unterwelt, sein Stamm befindet sich in der Mittelwelt (die Maya stellen sich die Erde als Rücken eines Krokodils oder als Panzer einer schwimmenden Schildkröte vor), und die Krone stützt die dreizehn Himmel (symbolisiert durch den Quetzal oder ein kriechendes Reptil). Der Weltenbaum konnte an beliebiger Stelle erzeugt werden, um die Ahnen aus dem Jenseits heraufzubeschwören. Jeder K’ul Ahau war eine seiner Inkarnationen und somit die Verbindung mit dem Jenseits.

Der Wakah Chan wurde z.B. in den Zeremonien des spätklassischen Copáns aufgerichtet. Könige anderer Städte bevorzugten es, die Visionsschlange herbeizurufen. Die Zeremonien waren ähnlich und beriefen sich darauf, dass sich der Erzeuger Kukulcán einst in der Schöpfungsgeschichte der Weltenebenen quasi selbst errichtete und seitdem ihre Stütze und Verbindung ist.